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Neuigkeiten rund um Falkenberg.
Die Grundschule Falkenberg
Die Geschichte der Schule im 19. und ganz frühen 20. Jahrhundert liest sich so, wie man sie wohl aus so mancher Schulchronik kennt. Das Schulleben ist geprägt vom ländlichen Raum, es werden Schulausflüge in die Region unternommen, man bestaunt die Edersee-Staumauer im Bau oder besucht Kassel und Wilhelmshöhe. Lehrer kommen und gehen, von der Gründung bis 1906 haben zehn Lehrer die Stelle in Falkenberg inne.
Die Schülerzahlen steigen im Laufe der Jahre konstant an und mit ihrem Anstieg stellt sich schnell Platzmangel ein. Wie ein roter Faden zieht sich das durch die Schulgeschichte: es ist immer etwas zu eng. Das erste Gebäude (in der heutigen Schlossstraße) und auch das zweite Gebäude (in der heutigen Melsunger Straße) waren schnell zu klein, Pläne für einen Neubau gibt es immer mal wieder, aber sie werden nie realisiert – es fehlt das nötige Geld. So behilft man sich eben mit Schönheitsreparaturen.
Die beiden Weltkriege brechen das Idyll. Mehrere Lehrer werden im ersten Weltkrieg 1914-1918 zum Militärdienst eingezogen. Zur Mitte des Krieges gibt es im Herbst „Michaelisferien“, damit die Kinder auf den Höfen die fehlenden Männer ersetzen und bei der Ernte helfen können. Erst 1922 scheint der Schulbetrieb wieder hergestellt. Ende der 1920er Jahre gründen die Gemeinden Falkenberg und Rockshausen einen Gesamtschulverband, fortan gehen die Grundschüler aus beiden Dörfern nach Falkenberg, die Fünft- bis Achtklässler nach Rockshausen.
Mitte der 1930er Jahre wird dann der Schulneubau plötzlich realisiert. Das Grundstück des jüdischen Landwirts Sauer mitten im Ort (dem heutigen Schulstandort) wird von der Homberger Sparkasse versteigert und sofort nach Ostern 1937 beginnen die Umbauarbeiten. Die Scheune wird zum heutigen Schulhaus und das Wohnhaus zu Dienstwohnungen für die Lehrkräfte umgebaut. Im Sommer 1938 wurde das neue Schulhaus mit einem Schulfest und abendlichem Tanz und Freibier eingeweiht.
Für die Kriegsjahre 1939-1945 ist erwähnenswert, dass das Schulgebäude zeitweise für Einquartierungen von Soldaten auf der Durchreise geräumt wurde. Auch wurden erneut Lehrer in den Kriegsdienst eingezogen.
Im Herbst 1945 beginnt der Schulbetrieb und sofort steht die Schulgemeinde vor einer großen Herausforderung: Aus dem weitgehend zerstörten Kassel kommen Familien, deren Kinder in Falkenberg zur Schule gehen. Drei Jahre nach Kriegsende ist der bisherige Höhepunkt der Schülerzahlen erreicht: 193 Schülerinnen und Schüler werden in vier Klassen unterrichtet.
In der Nachkriegszeit kehrt bald wieder die alte Ruhe ein und es herrscht Schulalltag mit Ausflügen, Wanderungen und Schulfesten. In den 1960er Jahren wird der alte Gesamtschulverband mit Rockshausen aufgelöst und die Fünft- bis Achtklässler gehen fortan nach Wabern in die neu errichte Mittelpunktschule. Anfang der 1980er Jahre wird es aufregender: Die Elternschaft lehnt eine im Schulentwicklungsplan des Schwalm-Eder-Kreises vorgesehene und eigentlich schon beschlossene Schließung der Schule in einer gemeinsamen Erklärung ab. Diese findet auch breite Unterstützung aus der Einwohnerschaft und schließlich setzt man sich nach langem Kampf mit dem Kreis durch. Wohl vor allem der Zusage der Elternschaft, in der anstehenden Schulsanierung selbst Hand anzulegen, ist es zu verdanken, dass die Schule heute überhaupt noch da ist. Dies zieht sich auch als roter Faden durch die Schulgeschichte: die Eltern sind hier besonders engagiert, das bringt der Standort der Schule mit sich. Durch die gesamten 1980er Jahre hindurch werden dann das Schulgebäude selbst, der Schulhof, die Grünfläche sowie die Spielgeräte Stück für Stück saniert oder neu errichtet. Nur das Platzproblem ist immer noch nicht behoben.
In der anlässlich der 750-Jahr-Feier erschienenen Chronik der Grundschule Falkenberg ist in einem der letzten Einträge zu lesen, dass ab Mai Frau Anne Geller an der Grundschule als Referendarin ausgebildet werde. Heute, mehr als 20 Jahre später, ist Frau Geller der Grundschule Falkenberg weiterhin verbunden. Nach Tätigkeiten in anderen Schulen hat sie seit 2015 die Schulleitung inne und hat die Schule durch ihre jüngsten zwei Jahrzehnte begleitet. Sie berichtet von der aktuellen Lage und gibt einen Ausblick auf das Kommende.
Die Grundschule Falkenberg hat aktuell (2021/2022) 44 Schülerinnen und Schüler aus Falkenberg, Rockshausen und Hombergshausen. Und die räumliche Situation ist mittlerweile entspannter: 2017, nach jahrelanger Planung, Unterricht in Containern auf dem Schulhof und viel Überzeugungsarbeit wurde mit dem Bau eines Anbaus begonnen, der vor allem Lagerraum schaffen sollte. Raum, der benötigt wird, um Nachmittagsbetreuung mit Hausaufgabenhilfe und Arbeitsgemeinschaften und viele Angebote mehr zu ermöglichen, die von einer Grundschule im 21. Jahrhundert erwartet werden. Auch hier ging es nicht ohne Engagement von Dritten: Der Förderverein der Grundschule hat ein Drittel der Kosten für den Anbau selbst aufgebracht, hierfür hatten die Schülerinnen und Schüler eigens einen Spendenlauf veranstaltet und bei jeder Gelegenheit um Spenden geworben. Und auch aus der Wirtschaft kamen Spenden in Form von Arbeitsleistungen. Endlich konnte der Anbau im März 2018 eingeweiht werden. Im ebenfalls 2018 unter Mithilfe der JVA Kassel neu entstandenen Outdoor-Klassenzimmer können die Schülerinnen und Schüler an der frischen Luft lernen. Und 2020 durften die Kinder bei der Neugestaltung des Spielgerüsts auf dem Schulhof selbst entscheiden, wie es aussehen sollte. Für 2022 ist schon der nächste Sanierungsschritt geplant: Das Dach der Schule soll neu gedeckt werden.
Auch pädagogisch hat sich einiges getan: Eine flexible Schuleingangsphase sorgt durch jahrgangsübergreifende Klassen für individuelle Förderung der Kinder. Inklusionslehrkräfte aus umliegenden Beratungs- und Förderzentren (Förderschulen) nehmen am Schulleben teil und ermöglichen inklusiven Unterricht für Kinder mit entsprechenden Förderschwerpunkten.
Der besseren pädagogischen Arbeit dienten auch der Anschluss der Grundschule an das Glasfasernetz und die Anschaffung von Tablets für alle Schülerinnen und Schüler. In diesem Sinne ist die Grundschule Falkenberg für zukünftige Herausforderungen bereit.
Erste urkundliche Erwähnung
Die erste urkundliche Erwähnung unter der Bezeichnung “Walkenberc“ erfolgte im Jahr 1250. Eine vom Grafen Gottfried von Reichenbach auf der Burg Falkenberg ausgestellte Urkunde mit der Unterschrift Konrads von Hebel, in der er einem Fechtmeister eine Hube Land zu Lehen gibt, ist der erste geschichtliche Hinweis ihres Bestehens. Konrad von Hebel war mit Gottfried von Reichenbach verwandt; so kam es, dass der Graf die Burg “Walkenberc“, zum Sitz derer von Hebel erwählte.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts teilte sich das Geschlecht derer von Hebel in zwei Stämme. Während Heinrich von Hebel die alte Linie fortsetzte, erbaute Konrad von Hebel die Falkenburg und wurde damit zum Stifter der Linie Hebel-Falkenberg. Er behielt sein altes Wappen bei, das zwei mit dem Rücken zueinander gestellte schwarze Schlüssel im silbernen Feld zeigte.
In einem alten Vers wird dieses Wappen besungen:
Die Falkenburg zu Falkenberg bezeugen ihres Adels Stärk‘ mit zwei Schlüsseln, die sie führen, weiß und schwarz, den Helm sie zieren.
Als zu Anfang des 13. Jahrhunderts wegen zahlloser Fehden und Kämpfe an vielen Orten Ritterburgen erbaut wurden, geschah dies auch bei dem heutigen Falkenberg. Konrad von Hebel erhielt die Erlaubnis zum Bau der Burg Falkenberg, die er von seinen Untertanen auf dem heutigen Schlossberg errichten ließ.
Den Gipfelpunkt ihrer Macht erreichte das Geschlecht derer von Falkenberg um die Wende des 14. Jahrhunderts unter Ritter Kunzmann. Er war ein Sohn Werner II. und hatte seinen Taufnamen Konrad IV. mit dem gleichbedeutenden Namen Kunzmann vertauscht, den er seit dem Jahr 1380 führte. 1391 erhielt Kunzmann die Ritterwürde. Neben zahlreichen Besitztümern genoss Kunzmann ein so hohes Ansehen, dass sich sowohl der Erzbischof von Mainz, als auch der hessische Landgraf um seine Hilfe und Freundschaft bemühten.
Bald aber zeigte es sich, dass die mit Mainz eingegangene Verbindung für Kunzmann und seine ganze Sippe böse Folgen nach sich zog. Sie führte zu jenem verderblichen Unternehmen, dem Herzog Friedrich von Braunschweig am 5. Juni 1400 in einer schändlichen Bluttat zum Opfer fiel.
Die Folgen jenes Überfalles waren schwerwiegend für die Geschichte Niederhessens. Die braunschweigischen Herzöge verbündeten sich nun mit den Landgrafen zu Hessen und Thüringen und führten 1402 einen Rachefeldzug gegen die mainzischen Lehensleute, deren Grundbesitz schwere Schäden zugefügt wurde. Auch ein großer Teil der falkenbergischen Güter ist dabei zu Grunde gerichtet worden.
Kunzmanns Glanz begann unaufhörlich zu sinken. Der Krieg hatte seine Kräfte erschöpft und sein Wohlstand begann schwinden. Finanzielle Schwierigkeiten zwangen ihn zur Veräußerung eines Teiles seiner Güter, Falkenberg geriet dabei immer mehr in die Abhängigkeit des Landgrafen von Hessen.
Schloss Falkenberg
Bereits 1250 wurde erstmals eine Burg zu Valkenberc in einer Urkunde des Grafen Gottfried I. von Ziegenhain erwähnt. Die Rechte über die Burg und deren Anwesen wechselten im Mittelalter mehrfach zwischen staatlichen und kirchlichen Machthabern. Konrad von Falkenberg, der seinen Rufnamen in „Kunzmann“ änderte, war am 5. Juni 1400 an der Ermordung des auf dem Frankfurter Fürstentag als Königskandidat vorgeschlagenen Herzogs Friedrich von Braunschweig-Lüneburg beteiligt. Reformationszeit; die Burg zerfiel, nachdem die Falkenberger 1521, mit dem Aussterben der Familie von Hebel, das um 1510 in Falkenberg von der Familie von Hebel erbaute Schloss erbten und dorthin umzogen. Nach 1621 wurde die Burg abgebrochen. Landgraf Moritz der Gelehrte von Hessen-Kassel, Besitzer von Schloss Falkenberg ab 1613, schenkte das Anwesen seiner zweiten Gemahlin Juliane und seinem Sohn Moritz. Bis ins 19. Jahrhundert wechselten viele adlige Familien Schloss Falkenberg als Wohnort. 1932 bekommt der Großindustrielle Oscar Henschel das ehemalige Rittergut von seiner Mutter geschenkt. Familie Henschel bewohnte nach dem Bombenangriff auf Kassel bis zum Ende der 50er Jahre das Schloss. Bevor 1978 der Verein Hoffnung für Dich e.V. mit seiner diakonischen Einrichtung Besitzer des Schlosses und der angrenzenden Anlage von Falkenberg wurde, führte ab 1969 Familie Haller einen Gaststättenbetrieb im Hauptgebäude des Schlosses.
Das Dorf
Unter dem Schutze der einst mächtigen Burg bildete sich im Laufe der Jahrhunderte eine dörfliche Niederlassung. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts bestand der Falkenberger Besitz im wesentlichen nur noch aus der Stammburg, dem Dorf Rockshausen und dem Dorf Falkenberg, alles unter hessischer Lehensoberhoheit.
Die Geschichte des Dorfes ist natürlich mit der Burg verknüpft, wenn auch die Gründung des Herrensitzes auf dem Schlossberg lange Zeit vor Entstehung der dörflichen Siedlung geschehen ist. Die Bewohner Falkenbergs standen in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zu den Herrschenden auf dem Berge. Für die hörigen Untertanen der Falkenberger Burgherren wird es eine Qual gewesen sein, den vielen Ritterfamilien, die oft die Burg bevölkerten, die Ernteabgaben und das notwendige Brennholz auf den Burgberg zu schaffen. Diese unglücklichen Dorfleute, vor allem aber die unter dem Burgberg angesiedelten Pächter, trugen ein schweres Los. Die Ernährung der Dorfbevölkerung bestand jahraus und jahrein aus den immer gleichen Grundnahrungsmitteln. Brot, Brei und Hülsenfrüchte bildeten die Eckpfeiler der ländlichen Küche. Der Genuss von Fleisch blieb auf wenige festliche Anlässe beschränkt.
Anfang des 16. Jahrhunderts (1510) war Hans XI. Domherr zu Paderborn und baute unter der Falkenburg einen neuen Burgsitz, das heutige Falkenberger Schloss am südöstlichen Rand des Dorfes.
Im Jahre 1521 erlosch die Linie von Hebel. Alle hersfeldischen Lehen fielen damit an die Herren von Falkenberg. Den Rittern von Falkenberg fiel die kurz zuvor erbaute “Unterburg“ im sogenannten Tal Falkenberg zu.
Von der Mitte des 14. Jahrhunderts an herrschte die schreckliche Seuche der Pest, die von Flöhen übertragen wurde und auch unsere Heimat nicht verschonte. Dreihundert Jahre lang, bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, verbreitete der “Schwarze Tod“ in ganz Europa Angst und Schrecken und raffte überall dort, wo er auftrat, große Teile der Bevölkerung in kurzer Zeit hin.
Während des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) kamen auch für unser Dorf schwere Zeiten. Durch Truppendurchzüge und Einquartierungen wurde das Land ausgebeutet. Nicht selten mussten die Bewohner in den Wäldern Zuflucht suchen, um sich vor dem Wüten der mordenden und plündernden Söldnertruppen in Sicherheit zu bringen.
Wenn diesem entsetzlichen Krieg für unsere engere Heimat auch ein Jahrhundert des Friedens folgte, so dauerte es doch Jahrzehnte bis die Wunden, die er geschlagen hatte, wieder verheilt waren. Wie viele von der Falkenberger Bevölkerung, die 1585 mit 16 und um 1600 mit 26 Haushaltungen angegeben wurde, am Ende dieser Katastrophe noch am Leben war, steht in keiner Chronik. Die Ausmaße der Bevölkerungsverluste werden uns jedoch bewusst, wenn man bedenkt, dass von der Stadt Homberg mit ihren etwa 4000 Einwohnern nur 800, also ein Fünftel, jene Zeit des Grauens überlebte. Im Jahr 1747 wird die Zahl der Haushalte im Dorf mit 34 beziffert.
Ende des 18. Jahrhunderts geißelte eine epidemisch auftretende Krankheit erneut die Menschen, die “Rote Ruhr“. Im Jahre 1781 erstattete Dr. Ernst Alexander Bock aus Homberg einen Bericht an das Collegium Medicum in Cassel über die in unserer Gegend grassierende Ruhr. In Falkenberg waren 4 Ruhrtote zu beklagen. Zehn Jahre später (1791), wurde die Gegend erneut von einer roten “gallischen Ruhr“ befallen, die vor allem in Sipperhausen, Hebel, Wabern und Falkenberg herrschte. In Falkenberg erkrankten 19 Personen verschiedenen Alters.
Als im Jahre 1830 die Julirevolution von Frankreich auch nach Deutschland übergriff und viele Fürstenthrone ins Wanken gerieten, fühlte sich auch der hessische Kurfürst Wilhelm II. unter dem Druck seiner Gegner genötigt, seinem Lande im Jahre 1831 eine Verfassung zu geben. Überall in Hessen herrschte Unruhe und es kam zu Ausschreitungen. Während dieser Kämpfe wurden Bürgergarden gebildet, die den Schutz der Ortschaften zu übernehmen hatten. Die so rekrutierten Falkenberger Dorfbewohner exerzierten fleißig an der Wolfsplatte, bis die Bürgergarden aufgelöst wurden.
Im Jahr 1919 hielt die Elektrizität in Falkenberg ihren Einzug. Bis dahin wurden die Häuser mit Karbid- und Petroleumlampen beleuchtet. Im Vergleich zum heutigen Standard fiel die elektrische Ausstattung der Wohnungen recht bescheiden aus, denn zum größten Teil wurden anfangs lediglich die Küche und die gute Stube mit Lampen versehen.
Etwa in den Jahren 1927/1928 soll der erste Automobilbesitzer in Falkenberg Benjamin Sauer gehießen haben. Das landwirtschaftliche Anwesen des Viehkaufmannes befand sich auf dem heutigen Schulgrundstück in der Melsunger Straße. Der rote Opel sorgte allenthalben für Aufsehen und wurde chauffiert von Richard Wagner aus Falkenberg und Jakob Harbusch aus Hebel.
Während des Winters 1932/1933 wurde eine neue Landstraße durch die “Nolle“ zwischen Falkenberg und Hombergshausen gebaut. Da die alte Straße eine zu große Steigung aufwies, stellte sie für Kraftfahrzeuge ein erhebliches Hindernis dar.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zog auch für unser Dorf in den Jahren 1939/1940 Einquartierungen nach sich. Zeitweise musste auch die Schule für durchziehende Truppen geräumt werden, des weiteren wurden zahlreiche Saar-Evakuierte in Falkenberg untergebracht. Im November 1939 bezog eine Infanteriegeschützkompanie unter Hauptmann Ulrich, Gutsbesitzer aus Ostpreußen, im Dorf Quartier. Im Mai 1940 verließen die letzten Truppen Falkenberg.
Ende des Jahres 1944 suchten zahlreiche feindliche Flugzeuge bei Tag- und Nachtflügen die Umgebung um Falkenberg heim. Dabei wurde die Segelflughalle auf dem Mosenberg zerstört und schwere Bomben fielen in die Nähe der Dörfer Falkenberg und Rockshausen. Bei Falkenberg ging unterhalb des Friedhofes auf dem Acker des Landwirtes Saur eine Luftmine nieder. Sie richtete trotz ihrer größeren Entfernung zum Dorfe noch erheblichen Sachschaden an Gebäuden an. Wäre diese Luftmine im Dorf niedergegangen, so wäre Falkenberg ein Trümmerhaufen geworden. Wenn es auch nicht zu weiteren direkten Kampfhandlungen mit Zerstörungen in Falkenberg oder in der direkten Umgebung kam, so schlug der Krieg doch tiefe Wunden unter der männlichen Bevölkerung, die als Soldaten eingezogen waren. Dies zeigt die hohe Zahl der Gefallenen und Vermissten.
Große Aufregung herrschte im Dorf, als am Karfreitag 1945 amerikanische Soldaten mit ihren Panzern in Richtung Melsungen durch Falkenberg rollten. Neues Elend brachte das Frühjahr des Jahres 1946, als sich, im Zuge der Vertreibung Millionen Deutscher aus den Siedlungsgebieten Ost- und Südosteuropas, ein ungeheurer Flüchtlingsstrom nach Westdeutschland ergoss. Zu der Zahl der vielen bombengeschädigten Familien aus Kassel kam nun noch die große Schar der Heimatvertriebenen hinzu. Sie stammten in der Hauptsache aus der Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien.
Die Bevölkerungszahl Falkenbergs, die bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 523 betrug, schnellte um fast 300 in die Höhe und erreichte 1946 den Stand von 796 Einwohnern. Davon waren 159 Heimatvertriebene und 84 Evakuierte. Lebensmittelknappheit und Wohnungsnot waren die Kennzeichen dieser Notjahre, die das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum oft unerträglich machten.
Erst das Jahr 1948 mit der Währungsreform brachte eine Besserung der wirtschaftlichen Lage. Allmählich füllten sich die Läden und Schaufenster wieder mit Waren. Die anhaltende Verbesserung und Gesundung unserer Wirtschaft in den folgenden Jahren führte zur Hebung des Lebensstandards. Bessere Verdienstmöglichkeiten regten nicht nur zu technischen Neuerungen in Haus und Hof an, sondern entfalteten auch eine rege Bautätigkeit. Neben vielen Bauwilligen aus Falkenberg selbst, nahm auch eine große Anzahl Ortsfremder die günstige und landschaftlich reizvolle Lage des Schlossbergdorfes zum Anlass, sich hier eine neue Heimat zu schaffen. Über 100 neue Häuser sind im Laufe der Jahre gebaut worden.
Unsere Kirmes
Bevor die Kirmestradition in Falkenberg begann, wurde einmal im Jahr ein anderer, ganz besonderer Festtag gefeiert, der “fette Sonntag“. An diesem Tag fand in Rampen Gastwirtschaft (heute Opfermann) eine Tanzveranstaltung für das ganze Dorf statt. Die Namengebung soll daher rühren, dass die Hausfrauen eigens hierfür “Krebbeln“ (Fettgebackenes) backten.
Mündliche Überlieferungen besagen, dass bereits lange vor 1900 Kirmes in unserem Dorf gefeiert wurde. Die Tradition der Kirmesfeiern gründet sich eigentlich auf die Kirchweih. Der alte Brauch, christliche Gotteshäuser zu weihen, wurde vielerorts zum Anlass genommen, ein Fest zu feiern.
Da unser Dorf aber bis zum heutigen Tag noch nie eine eigene Kirche besaß, bleibt zu vermuten, dass die Kirmes bei uns eher den Charakter eines Erntefestes hatte. Soweit sich die Geschichte der Kirmes in Falkenberg zurückverfolgen lässt, wurde sie immer erst nach dem Einbringen der Ernte Anfang September gefeiert. Auch die Gewohnheit, regelmäßig mindestens ein Jahr auszusetzen, hat in Falkenberg Tradition.
Noch nie wurde ein örtlicher Verein für die Organisation und Durchführung benötigt. Immer fanden sich genügend junge Leute, die zu diesem Zweck eine Burschenschaft gründeten.
Am Freitagabend wird die Kirmes angespielt. Angeführt vom Kirmesvater mit seinem Zylinder, ziehen die Kirmesburschen, alle mit einheitlichen Kopfbedeckungen (meist mit bunten Bändern verzierte Strohhüte), sowie die Musikanten durchs Dorf, um die Bevölkerung zum Kirmestanz einzuladen.
Am Freitagabend feiert die einheimische Bevölkerung weitgehend unter sich. Bis in die sechziger Jahre zogen die Kirmesburschen und die Musikanten mit den sogenannten Nachtständchen von Haus zu Haus. Später wurden die musikalischen Ständchenwünsche am Samstagmorgen erfüllt.
Das Tischtuch, das früher als Kirmesfahne dienen musste, wurde schließlich sonntags zum letzten Mal freudig geschwenkt, denn am Montagabend ging die Kirmes mit ihrem Begräbnis zu Ende. Der Trauerzug der schwarz gekleideten Kirmesburschen durch das Dorf endete mit der symbolischen Beisetzung der Kirmes. Währenddessen gingen einige Kirmesburschen von Haustür zu Haustür und erbaten Lebensmittel. Die so gesammelten Vorräte, meist Würste und Eier, wurden im Anschluss gemeinsam verspeist, um sich nach den anstrengenden Tagen und Nächten zu stärken. Ein Brauch, der auch heute noch gepflegt wird.
Trotz vieler Modeerscheinungen und Trendänderungen im Laufe der Jahre, hat die Falkenberger Kirmes ihren Charakter als bürgerliches Dorffest bis heute bewahrt.
Das Grundkonzept wurde stets beibehalten, notwendige Änderungen und Ergänzungen jedoch sinnvoll eingefügt. Eine solche richtungsweisende Änderung war z.B. die Einführung der Zeltkirmes. Erstmalig im Jahr 1950 wurde das Gelände “Krautgarten” (heutiger Kindergarten) als Festplatz genutzt.
Seit Einführung des Festgottesdienstes im Zelt am Sonntagmorgen, nutzen die Leute gerne die Möglichkeit, einen Gottesdienst in unserem Dorf zu besuchen. Auch die bescheidenen Anfänge des Festzuges am Sonntagnachmittag mauserten sich im Laufe der Zeit zu einem Höhepunkt der Veranstaltung. Viele Zuschauer, auch von außerhalb, säumen seither die Straßen, wenn die liebevoll dekorierten Festwagen durch das Dorf gezogen werden und den Kirmesbären begleiten. Des weiteren scheuen die Kirmesburschen keine Mühen, um Schausteller zu verpflichten. Neben dem Festzelt wird der Festplatz durch Buden, Verkaufsstände und verschiedentlich sogar Fahrgeschäfte bereichert.
Auch die Einbeziehung des Montages in die Kirmesfesttage erwies sich als richtig. Besonders den Montagabend nutzt die Dorfbevölkerung seitdem gerne, um das Fest stimmungsvoll unter ihresgleichen ausklingen zu lassen.
Nach dem traditionellen Begräbnis der Kirmes, Bestattungsort ist mittlerweile der Park, findet die abschließende Tanzveranstaltung ihren Höhepunkt mit der Verlosung der Kirmesfahne. Aus dem Tischtuch von einst ist mittlerweile eine prachtvoll bestickte Fahne geworden. Sie wird vom jeweiligen stolzen Gewinner sorgfältig verwahrt.
Seit dem Jahr 1970 ist die Burschenschaft keine reine Männersache mehr. Das weibliche Geschlecht, bis dahin im Hintergrund als fleißige Helferinnen tätig, bildet seitdem den nicht mehr wegzudenkenden Anteil der Kirmesmädchen. Durch ihre Initiative wurde das gemütliche Beisammensein im Festzelt am Samstagnachmittag ins Leben gerufen. Bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen nutzen die Falkenberger gerne die Möglichkeit, schnuddelnd die ruhigere Seite der Kirmes zu genießen.
Im Interesse der Dorfgemeinschaft bleibt zu wünschen, dass die Kirmes als fester Bestandteil im Falkenberger Bewusstsein erhalten bleibt. Auf dass die immer wieder hoffnungsfroh gestellte Frage der Kirmesburschen: „Wos honn mäh?” noch lange aus vielen Kehlen mit „Kir-me-se” beantwortet wird.