Die Grundschule Falkenberg

Zu jedem Dorf gehört eine Schule – dieser Satz gilt schon lange nicht mehr. Aber Falkenberg ist (auch) da eine Ausnahme. In Falkenberg besteht bis heute eine Grundschule, und das schon seit sehr langer Zeit. In der Chronik zur 750-Jahr-Feier wird berichtet, dass die Schule 1826 eingerichtet wurde, wobei sie nicht die erste Schule im Dorf gewesen ist: es bestand zuvor schon eine jüdische Religionsschule, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Homberg verlegt wurde. Als staatliche Bildungseinrichtung ist die Falkenberger Grundschule (oder Volksschule, wie sie früher hieß) die erste Schule ihrer Art vor Ort.
Die Geschichte der Schule im 19. und ganz frühen 20. Jahrhundert liest sich so, wie man sie wohl aus so mancher Schulchronik kennt. Das Schulleben ist geprägt vom ländlichen Raum, es werden Schulausflüge in die Region unternommen, man bestaunt die Edersee-Staumauer im Bau oder besucht Kassel und Wilhelmshöhe. Lehrer kommen und gehen, von der Gründung bis 1906 haben zehn Lehrer die Stelle in Falkenberg inne.
Die Schülerzahlen steigen im Laufe der Jahre konstant an und mit ihrem Anstieg stellt sich schnell Platzmangel ein. Wie ein roter Faden zieht sich das durch die Schulgeschichte: es ist immer etwas zu eng. Das erste Gebäude (in der heutigen Schlossstraße) und auch das zweite Gebäude (in der heutigen Melsunger Straße) waren schnell zu klein, Pläne für einen Neubau gibt es immer mal wieder, aber sie werden nie realisiert – es fehlt das nötige Geld. So behilft man sich eben mit Schönheitsreparaturen.

Die beiden Weltkriege brechen das Idyll. Mehrere Lehrer werden im ersten Weltkrieg 1914-1918 zum Militärdienst eingezogen. Zur Mitte des Krieges gibt es im Herbst „Michaelisferien“, damit die Kinder auf den Höfen die fehlenden Männer ersetzen und bei der Ernte helfen können. Erst 1922 scheint der Schulbetrieb wieder hergestellt. Ende der 1920er Jahre gründen die Gemeinden Falkenberg und Rockshausen einen Gesamtschulverband, fortan gehen die Grundschüler aus beiden Dörfern nach Falkenberg, die Fünft- bis Achtklässler nach Rockshausen.
Mitte der 1930er Jahre wird dann der Schulneubau plötzlich realisiert. Das Grundstück des jüdischen Landwirts Sauer mitten im Ort (dem heutigen Schulstandort) wird von der Homberger Sparkasse versteigert und sofort nach Ostern 1937 beginnen die Umbauarbeiten. Die Scheune wird zum heutigen Schulhaus und das Wohnhaus zu Dienstwohnungen für die Lehrkräfte umgebaut. Im Sommer 1938 wurde das neue Schulhaus mit einem Schulfest und abendlichem Tanz und Freibier eingeweiht.
Für die Kriegsjahre 1939-1945 ist erwähnenswert, dass das Schulgebäude zeitweise für Einquartierungen von Soldaten auf der Durchreise geräumt wurde. Auch wurden erneut Lehrer in den Kriegsdienst eingezogen.
Im Herbst 1945 beginnt der Schulbetrieb und sofort steht die Schulgemeinde vor einer großen Herausforderung: Aus dem weitgehend zerstörten Kassel kommen Familien, deren Kinder in Falkenberg zur Schule gehen. Drei Jahre nach Kriegsende ist der bisherige Höhepunkt der Schülerzahlen erreicht: 193 Schülerinnen und Schüler werden in vier Klassen unterrichtet.

In der Nachkriegszeit kehrt bald wieder die alte Ruhe ein und es herrscht Schulalltag mit Ausflügen, Wanderungen und Schulfesten. In den 1960er Jahren wird der alte Gesamtschulverband mit Rockshausen aufgelöst und die Fünft- bis Achtklässler gehen fortan nach Wabern in die neu errichte Mittelpunktschule. Anfang der 1980er Jahre wird es aufregender: Die Elternschaft lehnt eine im Schulentwicklungsplan des Schwalm-Eder-Kreises vorgesehene und eigentlich schon beschlossene Schließung der Schule in einer gemeinsamen Erklärung ab. Diese findet auch breite Unterstützung aus der Einwohnerschaft und schließlich setzt man sich nach langem Kampf mit dem Kreis durch. Wohl vor allem der Zusage der Elternschaft, in der anstehenden Schulsanierung selbst Hand anzulegen, ist es zu verdanken, dass die Schule heute überhaupt noch da ist. Dies zieht sich auch als roter Faden durch die Schulgeschichte: die Eltern sind hier besonders engagiert, das bringt der Standort der Schule mit sich. Durch die gesamten 1980er Jahre hindurch werden dann das Schulgebäude selbst, der Schulhof, die Grünfläche sowie die Spielgeräte Stück für Stück saniert oder neu errichtet. Nur das Platzproblem ist immer noch nicht behoben.

In der anlässlich der 750-Jahr-Feier erschienenen Chronik der Grundschule Falkenberg ist in einem der letzten Einträge zu lesen, dass ab Mai Frau Anne Geller an der Grundschule als Referendarin ausgebildet werde. Heute, mehr als 20 Jahre später, ist Frau Geller der Grundschule Falkenberg weiterhin verbunden. Nach Tätigkeiten in anderen Schulen hat sie seit 2015 die Schulleitung inne und hat die Schule durch ihre jüngsten zwei Jahrzehnte begleitet. Sie berichtet von der aktuellen Lage und gibt einen Ausblick auf das Kommende.
Die Grundschule Falkenberg hat aktuell (2021/2022) 44 Schülerinnen und Schüler aus Falkenberg, Rockshausen und Hombergshausen. Und die räumliche Situation ist mittlerweile entspannter: 2017, nach jahrelanger Planung, Unterricht in Containern auf dem Schulhof und viel Überzeugungsarbeit wurde mit dem Bau eines Anbaus begonnen, der vor allem Lagerraum schaffen sollte. Raum, der benötigt wird, um Nachmittagsbetreuung mit Hausaufgabenhilfe und Arbeitsgemeinschaften und viele Angebote mehr zu ermöglichen, die von einer Grundschule im 21. Jahrhundert erwartet werden. Auch hier ging es nicht ohne Engagement von Dritten: Der Förderverein der Grundschule hat ein Drittel der Kosten für den Anbau selbst aufgebracht, hierfür hatten die Schülerinnen und Schüler eigens einen Spendenlauf veranstaltet und bei jeder Gelegenheit um Spenden geworben. Und auch aus der Wirtschaft kamen Spenden in Form von Arbeitsleistungen. Endlich konnte der Anbau im März 2018 eingeweiht werden. Im ebenfalls 2018 unter Mithilfe der JVA Kassel neu entstandenen Outdoor-Klassenzimmer können die Schülerinnen und Schüler an der frischen Luft lernen. Und 2020 durften die Kinder bei der Neugestaltung des Spielgerüsts auf dem Schulhof selbst entscheiden, wie es aussehen sollte. Für 2022 ist schon der nächste Sanierungsschritt geplant: Das Dach der Schule soll neu gedeckt werden.
Auch pädagogisch hat sich einiges getan: Eine flexible Schuleingangsphase sorgt durch jahrgangsübergreifende Klassen für individuelle Förderung der Kinder. Inklusionslehrkräfte aus umliegenden Beratungs- und Förderzentren (Förderschulen) nehmen am Schulleben teil und ermöglichen inklusiven Unterricht für Kinder mit entsprechenden Förderschwerpunkten.
Der besseren pädagogischen Arbeit dienten auch der Anschluss der Grundschule an das Glasfasernetz und die Anschaffung von Tablets für alle Schülerinnen und Schüler. In diesem Sinne ist die Grundschule Falkenberg für zukünftige Herausforderungen bereit.